Sonntag, 1. Mai 2011

Die Bienenhüterin

BienenGestern habe ich den Roman "Die Bienenhüterin" von Sue Monk Kidd zuende gelesen. Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Lily Owens, die seit dem Tod ihrer Mutter alleine mit ihrem sadistischen Vater auf einer Pfirsichplantage lebt. Lily trägt ein schreckliches Geheimnis mit sich herum: Sie hat damals ihre Mutter erschossen. In verschiedenen Tiefen erzählt Sue Monk Kidd, wie Lily unter ihrer Vergangenheit leidet und zugleich die Liebe ihrer Mutter infrage stellt.

Angesiedelt ist die Geschichte im von Rassenhass geprägten Amerika der späten 50er Jahre. Während Lilys Flucht vor ihrem Vater und ihre Suche nach der Wahrheit im Mittelpunkt stehen, haben alle anderen Figuren klar die Aufgabe, dem Leser den Rassenkonflikt vor Augen zu führen. Da gibt es Rosaleen, Angestellte im Haushalt von Lilys Vater, die sich ins Wählerverzeichnis eintragen möchte und im Gefängnis landet, wo der Wärter nicht einschreitet, als sie halb zu Tode geprügelt wird. Da sind die Schwester Augusta, June und May, die Lily auf ihrer Honigfarm ein neues Zuhause geben und die sich nicht nur als dunkelhäutige Amerikanerinnen, sondern auch als alleinstehende Geschäfsfrauen behaupten müssen. Und da ist Zach, der Hilfsarbeiter auf Augustas Honigfarm, in den Lily sich verliebt, mit dem sie aber aufgrund der unterschiedlichen Hautfarben (noch) nicht zusammen sein kann. Und über alldem wacht die schwarze Madonna, "Unsere Liebe Frau der Ketten", die für die Bienenhüterinnen mehr als nur das Maskottchen ihrer Marke ist.

Es gelingt Sue Monk Kidd, Lily auf eine mehrgliedrige Reise zu schicken und dabei die Entwicklung ihrer Hauptfigur zu zeigen. Lily bewegt sich vordergründig von der Plantage ihres Vaters zur Honigfarm der drei Schwestern. Gleichzeitig reist sie in die Vergangenheit, begegnet der Zukunft und wechselt die Perspektiven: als weißes Mädchen hat sie die "Nigger-Problematik" (Sue Monk Kidd verwendet das verstörende Wort "Nigger" wohldosiert und auf kritische Weise) ausschließlich distanziert erlebt und nie auf sich selbst bezogen. Im Haushalt der dunkelhäutigen Schwestern fühlt sie sich plötzlich fremd, angestarrt, außen vor. Berührend ist die Freude, die sie empfindet, als sie nach einigen Wochen ihre Zugehörigkeit erkennt: Plötzlich reden die Schwestern in ihrem Beisein über "die Weißen" und vergessen, dass Lily selbst eine solche ist.

"Die Bienenhüterin" ist ein gefühlsbetontes Buch über Rassenkampf, Familienkämpfe, Mutterliebe und die eigenen Grenzen. Es ist 2005 bei btb erschienen, hat 352 Seiten und kostet neu neun Euro (gebraucht bei Amazon ab 85 Cent erhältlich).

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Zuletzt aktualisiert: 16. Okt, 20:01

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