Gewohnte Wohlfühl-Literatur

Um nicht unkritisch zu sein: Ja, die Bücher gleichen einander wie ein Haar dem anderen. Immer steht eine tolle, kreative Frau im Mittelpunkt, die durch ihre vegetarische Ernährung und ihr positives Lebensgefühl deutlich jünger wirkt als die 40, 50 oder 60 Jahre, die sie tatsächlich alt ist. Immer zieht sie die Männer an. Und immer gerät sie an merkwürdige Kerle, die sie aber trotz ihrer zahlreichen Marotten lange geduldig erträgt. Im Fall von Mimi Tulipan ist das Marlon Macdonnald, ein Psychoanalytiker, der in seiner Freizeit am liebsten in Damenwäsche herumstolziert und ziemlich hysterisch wirkt. Marlon bietet Mimi 1 Millionen Pfund, wenn sie ihn heiratet und zehn Jahre mit ihm zusammen bleibt. Mimi zieht den Deal in Betracht, doch je länger sie mit Marlon zusammen ist, desto unsympathischer und merkwürdiger wird er. Kubelka versteht es, Männer in den düstersten, egoistischsten Farben zu malen. Dabei vergisst sie manchmal, dass sie dem Leser gegenüber auch rechtfertigen muss, warum Mimi (oder Tizia, oder Ophelia) sich das alles eigentlich gefallen lässt, wenn sie tatsächlich so überirdisch schön und selbstbewusst ist. Immerhin, es gelingt ihr, zu zeigen, dass das Liebesleben den gesamten Rest nicht unbedingt negativ beeinflussen muss. Am Ende lässt die Autorin so auch immer noch einen Mann auftauchen, der die Protagonistin mit der Männerwelt versöhnt und ihr dauerhaftes Glück bringt. Ja, Susanna Kubelka schreibt Trivialliteratur. Aber was soll's; ich mag ihre Bücher, denn beim Lesen fühlt man sich stark und außergewöhnlich, eben so, wie ihre Figuren es sind. :)
"Der zweite Frühling der Mimi Tulipan" hat 347 Seiten und ist bei Bastei Lübbe erschienen. Neu bei Amazon ab drei Euro, gebraucht ab rund einem Euro.
dezembra - 23. Mai, 12:49