Die Feuerfrau nervt

Nachdem der Umzug vorbei war, kuschelte ich mich mit der "Feuerfrau" auf die neue Couch im neuen Wohnzimmer und wollte die frühere Leidenschaft wieder aufleben lassen. Doch offensichtlich ändert sich der literarische Geschmack im Lauf des Lebens ganz gewaltig! Diesmal war die Lektüre nahezu eine Qual. Adriana, die heißblütige italienische Protagonistin, ist durch eine langjährige Liebesaffäre fest verbunden mit dem französischen Reiter Amadeo. Doch die beiden haben vor langer Zeit beschlossen, nicht gemeinsam leben zu können, denn er reist mit seinem Zirkus durch die Lande, während sie als Vulkanforscherin tätig ist. Deshalb geht Adriana immer wieder Beziehungen mit stumpfsinnigen Kollegen ein. Dass sie diese regelmäßig mit Amadeo betrügt, wird als revolutionär, sadistisch und grausam beschrieben, aber auch absolut notwendig. Erst, als sie den Mexikaner Manuel trifft, gerät ihr Beziehungsmodell aus den festen Fugen...
Die "Feuerfrau" wirkte auf mich diesmal wie einer dieser kitschigen Seeräuber-Liebesromane. De Cesco verärgert aber, indem sie bei all den billigen Liebesschwüren und der heißen Haut so tut, als schreibe sie seriöse Literatur. Und Adriana, die hinreißende, wunderschöne, begabte Vulkanforscherin, die auf glühenden Kohlen geht und von jedermann begehrt wird bis zur Raserei, nervt in ihrer Perfektion. Vielleicht wird mir die "Feuerfrau" als lüsterne alte Seniorin wieder gefallen. Bis dahin bleibt der Schundstoff im Regal.
Für alle, die sich ein eigenes Bild machen wollen: "Feuerfrau" von Federica de Cesco ist 1995 erschienen, bei verschiedenen Verlagen und in mehreren Auflagen. Gebraucht bei Amazon für wenige Cent erhältlich oder bei mir auszuleihen. :)
dezembra - 14. Aug, 15:17